Förderpreis für das Struensee Gymnasium
Liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Lehrerinnen: liebe Frau Jessen-Albites und liebe Frau Möller.
Anfang November 2022 habt ihr euch auf den Weg gemacht, um euer Viertel etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. In zwei Philosophiekursen des 9. Jahrgangs kam es zu der Überlegung, dass man einen Blick in die Vergangenheit werfen könnte, um herauszufinden, welche Art von Ausgrenzung und Diskriminierung es früher, konkret zur Zeit des NaQonalsozialismus, in der Umgebung der Schule gegeben hat.
Ihr habt euch Stolpersteine angesehen und mithilfe einer App und des umfangreichen Bands „Stolpersteine in Hamburg – St. Pauli“ von Christiane Jungblut und Gunhild Ohl-Hinz untersucht. Einen gemeinsamen Input zum Thema NS-Zeit habt ihr von Anna von Villiez in der Israelischen Töchterschule bekommen. Ziel war von Anfang an, so eigenständig wie möglich eine Ausstellung zu erarbeiten, die auch der Öffentlichkeit zugänglich sein sollte. In den nächsten Wochen habt ihr dann in einzelnen Gruppen eigenständig an Themen gearbeitet und dabei Hilfe von vielen Engagierten bekommen: von Lars Amenda und Gunhild Ohl-Hinz vom St. Pauli Archiv, Fabian Fritz vom FC St. Pauli Museum/Bildung am Millerntor, Jörn Kreuzer von der Volkshochschule und Carmen Bisotti vom Institut für die Geschichte der deutschen Juden.
Eine typische Philosophiestunde sah dann so aus, dass ihr an verschiedenen Orten zu verschiedenen Themenbereichen gearbeitet habt: das Israelische Krankenhaus, der FC St. Pauli, verschiedene Opfergruppen in St. Pauli, das Chinesenviertel, die Israelitische Töchterschule, die Polenaktion und die Familie Wohlwill. Insgesamt wurde von euch also sowohl zum Bereich des Rassismus als auch zur Ausgrenzung und Eliminierung anderer Gruppen wie behinderten Menschen, Homosexuellen und politisch Linken geforscht. Mit dem Projekt „Was war damals los? Die NS-Zeit in unserem Viertel“ wolltet ihr zeigen, zu was Menschen fähig sind, was also im negativen Sinne möglich war und ist.
Am Ende lagen für die Ausstellung ganz unterschiedliche Formate vor: ein Podcast, Stellwände, Interviews, eine Website, digitale Präsentationen sowie ein Info-Ordner. Zwei Wochen vor der Ausstellungseröffnung hattet ihr Besuch von Kirsten Boie, die aus ihrem Roman „Dunkelnacht“ vorlas, der thematisch gut in die Zeit passt und euch noch einen anderen Einblick in den Nationalsozialismus gab.
Punktgenau zur Eröffnung am 15. Februar war die Ausstellung fertig. Ich freue mich, dass wir einen Teil davon hier heute zeigen können. Die Jury war nicht nur von der Vielfalt der Themen und der Formate beeindruckt. Auch die Anknüpfungspunkte für philosophische und ethische Fragen und die historische Perspektive des Zusammenlebens in der Gesellschaft fanden wir sehr spannend. Hervorheben möchten wir auch das Engagement der beiden Lehrerinnen für ein so umfangreiches Projekt. Wir möchten mit dem Preisgeld auch gern eure nächste geplante Aktion unterstützen: eine Podiumsdiskussion zum Thema „Was ist Rassismus?“ gemeinsam mit der Oberstufe, bei der verschiedene Aspekte aufgegriffen werden sollen und die inhaltliche Vorbereitung und die Moderation soll von euch übernommen werden. Wir freuen uns schon auf die Einladung.
Herzlichen Glückwunsch ! Zum Förderpreis „Verantwortung – damals und heute“ 2023, liebe Schülerinnen und Schüler der beiden Philosophiekurse des 9. Jahrgangs sowie den Lehrerinnen Henrike Jessen-Albites und Cordula Möller des Struensee Gymnasiums!
Fotos © 2023 Regine Christiansen/Woche des Gedenkens Hamburg-Mitte